Service Letzte Änderung: 16.12.2023 00:00 Uhr Lesezeit: 3 Minuten

Sucht-Gruppe für Führungskräfte

Der Kreuzbund Düsseldorf bietet eine eigene Selbsthilfegruppe für suchtkranke Führungskräfte an. Sucht-Selbsthilfegruppen gibt es Tausende in Deutschland, die Spezialisierung auf Führungskräfte hingegen ist vermutlich einzigartig.

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© privat
Klaus Kuhlen wurde für sein Engagement mit dem "Ehrwin" des WDR ausgezeichnet.

Wie kam es zu diesem neuen Ansatz? Wieso eine Gruppe ausschließlich für Führungskräfte? Schließlich ist ja ein Selbstverständnis der Selbsthilfe, dass Menschen, die von einem gleichen Problem betroffen sind, einander verstehen und helfen können.

Dies widerspricht dem Grundgedanken nicht, meint Klaus Kuhlen. „Es ist einfach eine eigene Gruppe, so wie es auch Kreuzbund-Gruppen für Senioren, Frauen, Angehörige gibt. Ziel ist, dieser Klientel eine Plattform zu bieten, damit sie sich auf einer gleichwertigen Ebene mit ihren besonderen Bedarfen austauschen und begegnen kann.“

Kuhlen ist Vorsitzender des Kreuzbund-Kreisverbands und leitet die Gruppe. Früher war er selbst süchtig. 2016 ist er zur Selbsthilfe gekommen und schaffte es mithilfe der anderen Betroffenen, durch Entzug und Therapie trocken zu bleiben. Heute gibt er seine Erfahrungen und sein Wissen gern an andere weiter.

Hilfsangebot Gruppe

Der Konsum von Suchtmitteln am Arbeitsplatz hat große Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Es gibt viele Präventionsseminare, um Führungskräfte im Umgang mit Suchtkranken im Betrieb zu stärken. Aber was ist, wenn sie selbst betroffen sind? Menschen, die in verantwortlicher Position arbeiten und eine Vorbildfunktion haben? Wie ist es um ihre Fürsorgepflicht als Vorgesetzter gegenüber Mitarbeitern bestellt?

Kuhlen: „Führungskräfte unterliegen besonderen Ansprüchen und bei ihnen ist ein erhöhtes Potenzial für Abhängigkeit vorhanden.“ Ihr Austausch untereinander hat zum Teil andere Schwerpunktthemen. Gerade für viele leitende Angestellte ist es schwierig, offen mit einer Suchterkrankung umzugehen. Oft tragen sie ein Bild der souveränen, unangreifbaren Führungskraft mit sich, das keine Kratzer bekommen soll. Führungsverantwortung wahrnehmen bei großen eigenen Problemen, die Angst, alles zu verlieren, was man sich auf beruflicher Ebene aufgebaut hat. Neben der Thematik der Abhängigkeit wird hierüber bei den Gruppenabenden offen gesprochen.

Abstinenz ist das Ziel

Der Besuch einer Selbsthilfegruppe ist ein ungemein stabilisierender Faktor für ein dauerhaft suchfreies Leben und wird den Patienten in Suchtkliniken vielfach nahegelegt. Ziel und Motivation der wöchentlichen Treffen sind laut Kuhlen das Erreichen und Erhalten einer zufriedenen Suchtmittelabstinenz. Der erste große Schritt ist sicherlich die Einsicht „Ich schaffe es nicht allein.“ Kuhlen appelliert: „Nehmt die Suchterkrankung an, steht dazu, dies ist die Voraussetzung für ein abstinentes Leben.“ In der Gruppe zeigt er den suchtkranken Menschen neue Perspektiven ohne Suchtmittel auf.

WDR-Preis Ehrwin

Für sein ehrenamtliches Engagement bekam Klaus Kuhlen im April den Preis „Ehrwin des Monats“ verliehen. Damit zeichnet die WDR-Lokalzeit Menschen aus NRW aus, die sich für andere stark machen. Der Vorschlag zur Bewerbung kam aus den Reihen der Gruppe suchtkranke Führungskräfte, die zurzeit 13 Mitglieder umfasst. "Die Gruppenmitglieder haben ein Statement an den WDR geschickt und dann ging alles ganz schnell, samt Dreh im Kreuzbund-Café“, freut sich Kuhlen über die verdiente Anerkennung.