Service Letzte Änderung: 13.09.2023 10:25 Uhr Lesezeit: 2 Minuten

Bundeskongress Frauenselbsthilfe Krebs

KOSA-Leiterin Stephanie Theiß hat Ende August in Magdeburg am Bundeskongress der Frauenselbsthilfe Krebs teilgenommen und einen Bericht dazu verfasst.

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© KV Nordrhein

Mehrere Hundert Teilnehmerinnen kamen zusammen und diskutierten die Versorgung überwiegend krebskranker Frauen. Eröffnet wurde der Kongress von der Vorsitzenden Hedy Kerek-Bodden. Neben wissenschaftlichen Beiträgen gab es praktische Tipps, wie man mit einer Krebserkrankung besser umgehen kann. Die Vorträge reichten von Arzneimittelengpässen über Überlebensraten bis hin zur Arzt-Patienten-Kommunikation.

So führte Prof. Dr. Bernhard Wörmann von der Charité aus, dass trotz bestehender Engpässe ein vorsichtiger Optimismus angezeigt sei. In Europa gibt es ein Frühwarnsystem, das Engpässe anzeigt und damit der typischen „german fear“ entgegenwirken kann. Zwar ist die Kette möglicher Probleme lang; sie können entstehen beim Rohstoff, in der Herstellung, bei dem Transport oder aber auch bei der Zulassung. Aber in Deutschland sind 188 Krebsmedikamente zugelassen, damit sind wir weltweit Spitzenreiter. Auch die Sollbruchstellen bei der Markteinführung, im Großhandel, der Apotheke bis zum Patienten sind identifiziert und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen, wie z. B. eine Vorratshaltung von sechs Monaten bei unverzichtbaren Medikamenten.

Diagnosetag D-Day

Dr. Sylvia Brathuhn, ehemalige Bundesvorsitzende, erläuterte, was es bedeutet, die Diagnose Krebs zu erhalten. Der Diagnosetag, auch „D-Day“ genannt, ist einschneidend. Es gibt ein Davor und ein Danach, das Leben wird auf den Kopf und vieles infrage gestellt. Erst nach einer gewissen Zeit ist es möglich, die Krankheit anzunehmen und neue Rituale zu entwickeln. Diese geben Sicherheit und helfen im „mitten in Dazwischen“. Dr. Maria-Margarete Karsten behandelte die Frage, wie man Lebensqualität messen kann – dies ist anspruchsvoll. Aggregierte Daten werden zur Patientenberatung genutzt und mit einem entsprechenden Monitoring kann das Überleben verlängert werden.

Positive Nachrichten verkündete Prof. Dr. Carsten Bokemeyer: Die Krebssterblichkeit ist um 21 Prozent gesunken. Fast zwei Drittel der Patienten werde heute geheilt. Fünf Jahre nach der Diagnose liegt die Wahrscheinlichkeit, erneut einen Tumor zu entwickeln, bei 20 %. Allerdings gibt es Unterschiede je nach Krebserkrankung. Durch die verlängerte Überlebensrate wird die Nachsorge komplizierter und sollte an die individuelle Erkrankung und die Lebensstile angepasst werden.

Mit Herz und Verstand

In der Arzt-Patienten-Kommunikation hat Prof. Jan Stöhlmacher gleich zwei Rollen erlebt, einmal als Arzt, von dem bisweilen verlangt wird, für den Patienten die Entscheidung zu treffen, welche Therapie die Richtige ist. Und gleichermaßen in der Rolle als Angehöriger. Beide Brüder waren an Krebs erkrankt, sind inzwischen verstorben und erhofften von ihm den Goldstandard.

Schlafcoach Anke Sterdt verstand es, die Teilnehmer bei dem Abenteuer Schlaf mitzunehmen. Für viele ein zentrales Thema, da sie darüber grübeln, warum sie nicht in den Schlaf kommen. Genau das ist das Problem, so Sterdt: Man solle die Schlaflosigkeit nicht in den Fokus nehmen. Beim Schlafen spielen auch hormonelle Prozesse eine Rolle. Tagsüber sollte genügend Serotonin gesammelt werden. Blaues Licht sorgt für einen guten Schlaf. Auch die Schlafumgebung ist wichtig. Vermittelt diese das Gefühl der Sicherheit, ist ruhig und guttemperiert, hat der „Säbelzahntiger“ keine Chance.

Ein Bekenntnis zum Ehrenamt verbunden mit der Ehrung langjähriger Mitglieder erfolgte durch den Bundesvorstand und die Leiterinnen der Landesverbände. Abgerundet wurde der Kongress mit einem bunten Rahmenprogramm, bestehend aus Kreativangeboten, Gesang und Tanz. Innovative Ideen in der Selbsthilfearbeit wurden vorgestellt, so z. B. digitale Angebote. Getreu dem Motto der Frauenselbsthilfe Krebs „mutig – bunt – aktiv“ motivierte der Kongress – die Kraft der Teilnehmenden war im Saal zu spüren.

www.frauenselbsthilfe.de