Service Letzte Änderung: 13.09.2023 10:14 Uhr Lesezeit: 2 Minuten

Veranstaltungs-Nachbericht: „Niemand muss einsam sein“

Einsamkeit im Alter – dieses Thema nahmen zahlreiche Expertinnen und Experten bei der Fortbildungsreihe „Der ältere Mensch“ in den Blick.

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© KV Nordrhein
Die Mitglieder des ehrenamtlichen Hundebesuchsdiensts "4 Pfoten für Sie" mit ihren Hunden

Die Veranstaltung „Niemanden allein lassen – gemeinsam in die Zukunft“ war mit rund 230 Teilnehmenden gut besucht und bot viel Inhalt, Anregung und Austauschmöglichkeiten.

Einsamkeit kann alle treffen

Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, betonte, dass Einsamkeit keine Krankheit, sondern ein subjektives Empfinden ist. Sie kann in jeder Altersgruppe auftreten, gerade auch bei Jüngeren. Manche fühlen sich auch unter Menschen einsam, anderen fehlt es auch ohne viele quantitative Kontakte an nichts. Medizinisch betrachtet ist Einsamkeit eine Erhöhung des Stresslevels, was eine erhöhte Anfälligkeit für körperliche und psychische Erkrankungen mit sich bringt. Wenn man dauerhaft zu wenige anregende zwischenmenschliche Begegnungen hat, können Psyche und Gesundheit leiden.

Der Definition nach ist Einsamkeit eine wahrgenommene schmerzhafte Abweichung zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen, wie Prof. Dr. Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum erläuterte. Konkrete Auslöser für Einsamkeit sind oft Lebensereignisse wie der Tod des Partners, Rente, Umzug. Leben wir sozialen Wesen zu isoliert, so löst das ein Gefühl von Bedrohung aus. Man wird vorsichtiger, misstrauischer, Begegnungen werden tendenziell fehlinterpretiert, es kommt weiter zu Rückzug und Einsamkeit chronifiziert sich.

Die gute Nachricht ist, so Luhmann: „Die allermeisten, die unter Einsamkeit leiden, sind sozial kompetent und vernetzen sich, wenn ihnen auffällt, dass sie zu wenig soziale Beziehungen haben.“

Was hilft gegen die Einsamkeitsspirale?

Ideen gegen Einsamkeit wurden in den verschiedenen Workshops diskutiert. Generell sind Ältere natürlich eine sehr heterogene Gruppe, von gesund und leistungsfähig bis multimorbid und gebrechlich. Wenn möglich, ist Bewegung eine sehr gute Maßnahme zur Aufrechterhaltung bestehender oder zum Aufbau neuer Sozialkontakte. Der Allgemein- und Sportmediziner Dr. Michael Fritz legt allen die nebenwirkungsfreie, kostenlose Pille Sport ans Herz: „Turne bis zur Urne". Auch einfaches regelmäßiges Spazierengehen kann schon bestärken und vermittelt Zufriedenheit. Als Bewegungsform ganz besonders zu empfehlen sei Tanzsport, er verbinde Körper, Geist und Seele.

Eine andere Stellschraube kann Ernährung sein. Nicht umsonst sind Warnsignale für Einsamkeit ein vernachlässigtes Äußeres oder auch schlechte Ernährung. Je nach Aktivität und Lebensstil hat man laut Internist Urs Schaden einen unterschiedlich vollen Kühlschrank. Wer im Alter fit ist, isst in der Regel gesünder. Alte Menschen neigen dazu, wenig zu trinken und zu essen. Ein Tipp ist „Essen Sie bunt!“ Da es in Gesellschaft besser schmeckt, könnte man Nachbarn mal zum Essen zu sich einzuladen, sofern möglich. Viele Informationen zum Thema bietet die Vernetzungsstelle Seniorenernährung.)

Stellschrauben Bewegung, Ernährung, Wohnen

Auch das Wohnen im Alter ist ein wichtiges Kriterium. Hier sind auch städtebauliche Bedingungen wie die Fußgängerfreundlichkeit („walkability“) wichtig. Fast alle Menschen möchten in der vertrauten Wohnung bleiben, doch wer eingeschränkt mobil ist und nicht barrierefrei lebt, kommt womöglich gar nicht mehr aus dem Haus. Laut Referentin Susanne Tyll gibt es in NRW, dem „Musterland der Wohnberatung“, 130 kostenlose Wohnberatungsstellen. Diese können bei Fragen zur Wohnanpassung direkt vor Ort helfen.

Beispiele aus der Praxis

Ergänzt wurde der Fachtag durch zahlreiche Info-Stände von Anlaufstellen oder Projekten, die gegen Vereinsamung helfen können. Das kostenlose Projekt der Stadt Düsseldorf für Alt und Jung „Sport im Park“ etwa oder der ehrenamtliche Hundebesuchsdienst „4 Pfoten für Sie" für Menschen mit Demenz.

Die Reihe „Der ältere Mensch“ wird in Kooperation von der KOSA der KV Nordrhein, Ärztekammer Nordrhein, Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN) und Ärztlicher Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein organisiert.

Weitere Hilfsangebote:

Weitere Information zu Einsamkeit: Thema des Monats August: patienten.kvno.de/thema-des-monats/august-2023-einsamkeit